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Reisebericht: Oman 2010/2011

Von Bahla über Nizwa durch die Wahiba-Wüste

Wir fahren in einer halben Stunde über die neue Autobahn rüber nach Nizwa und wollen uns auch da den Souk und die Festung anschauen. Beides ist toll. Aber Nizwa ist von Touristen ziemlich überlaufen. Der Tiermarkt am Freitag ist sicher größer, aber wenn dazu dann noch busladungsweise Touristen angekarrt werden, macht das wohl nur noch bedingt Spaß. Weder für Omanis noch für uns.
Gut das wir am Morgen den tollen Ziegenmarkt in Bahla erleben durften. Wir schauen uns das Fort und den Souk an, essen an einem Stand ein paar leckere Sandwiches und starten Richtung Wüste. An der letzten Tankstelle vor der Wüste in Al-Mintirib tanke ich voll, reduziere den Luftdruck in den Reifen von 3.5 auf 1.8 bar und wir gönnen uns in der Zivilisation noch ein Eis.
Gemüsehändler im Souk von Nizwa
Gemüsehändler im Souk von Nizwa
Im Fort von Nizwa
Im Fort von Nizwa
Ausblick vom Fort Richtung Osten
Ausblick vom Fort Richtung Osten
Raum im Fort Nizwa
Raum im Fort Nizwa
Raum im Fort Nizwa
Raum im Fort Nizwa
Blick vom Fort auf die Moschee
Blick vom Fort auf die Moschee
Und ab in die Wüste. Die Wahiba ist sehr schön. Am Anfang fährt sie sich auch sehr einfach. Die Piste ist tiefsandig. Das Auto schlingert wie gewohnt etwas. Der Track im Navi macht es einfach, bei all den Verzweigungen der Spuren auf der richtigen Route zu bleiben. Nach etwa 50 km in der Wüste droht die Sonne unter zu gehen und wir suchen uns ein erhöhtes aber etwas geschütztes Plätzchen für die Nacht. Ich entfache noch ein schönes Lagerfeuer und wir essen unter einem schönen Sternenhimmel. Mein verdammter Funk-Fernauslöser aus China funktioniert mal wieder nicht. Also muss ich für das Familien-Lagerfeuerfoto den 10-Sekundentimer nehmen und schneller als Usain Bolt von der Kamera hinters Feuer sprinten.
Woran ich bei der Planung dummerweise nicht so richtig gedacht habe, obwohl mir das von diversen anderen Reisen ja absolut bekannt ist: In der Wüste wird es nachts kalt. Sehr kalt. Arschkalt. Sohnemann hat es mit 2 Schlafsäcken kuschelig warm, aber Madame und ich frieren jämmerlich. Unsere Schlafsäcke sind nur für etwa 12°C ausgelegt. Laut Thermometer im Auto haben wir bei Sonnenaufgang 4°C. Aber eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang heizt die Sonne schon wieder ordentlich ein.
Ab in die Wüste
Ab in die Wüste
Auf der Düne
Auf der Düne
Frische Spuren - bis zum nächsten Wind
Frische Spuren - bis zum nächsten Wind
Sandig
Sandig
Wärmendes Lagerfeuer
Wärmendes Lagerfeuer
Kitschfoto
Kitschfoto
Am Morgen geht es weiter Richtung Wüstenausgang. Ca. 140 km liegen noch vor uns. Aber die Strecke wird immer übler. Auf den letzten 30 Kilometern scheint den Track, den ich auf dem Navi habe, schon seit längerem niemand gefahren zu sein. Wir finden keine Spuren mehr von anderen und versuchen letztlich nur noch, auf dem kürzesten Weg (Richtung Osten) aus der Wüste rauszukommen. Wir brauchen insgesamt 4,5 recht anstrengende Stunden und treffen 20 km weiter östlich als ursprünglich geplant auf die Straße. Leider habe ich im letzten Teil vergessen Fotos zu machen, da ich zu sehr auf das Fahren konzentriert war.
Fahrerisch war die Wahiba nicht so anspruchsvoll. An einer Düne brauchte ich einen 2. Anlauf um drüber zu kommen und einmal hatte ich sicherheitshalber die Untersetzung eingesetzt. Fest fahre ich das Auto nicht einmal und ansonsten muss man nur die Konzentration behalten. In besonders tiefsandigen Abschnitten liegt der Momentanverbrauch dünenaufwärts mal bei 60 l/100km, aber im Schnitt säuft das Auto in der Wahiba "nur" 21,4 Liter/100 km. Für die Gesamtstrecke durch die Wüste auf Sand und mit Allrad brauchen wir mit dem Landcruiser Prado (2.7 V6, 160 PS) also etwa 40 Liter.
Nach Sonnenaufgang geht es weiter
Nach Sonnenaufgang geht es weiter
Hochunprofessionelles Wackelvideo: Wir verlassen unseren Nachtplatz (mit dem Mobiltelefon aufgenommen)
Hinter der Düne verstecken sich Kamele (jaja Dromedare)
Hinter der Düne "verstecken" sich Kamele (jaja Dromedare)
Kamele
Kamele
Strukturen in der Wüste
Strukturen in der Wüste
Habe dem Kamel spontan einen Modelvertrag angeboten
Habe dem Kamel spontan einen Modelvertrag angeboten
Kamel-Reste
Kamel-Reste
Unser Scouting-Team
Unser Scouting-Team
Nicht ganz geheuer, so ein paar Kamele im Rücken
Nicht ganz geheuer, so ein paar Kamele im Rücken
Hochunprofessionelles Wackelvideo: In einem leicht zu fahrenden Teil der Wahiba (keine hohen Dünen und recht fester Sand) habe ich noch mal das Mobiltelefon aus dem Fenster gehalten

Mit dem Kleinkind durch die Wüste?

Ich habe sehr lange mit mir gerungen, ob ich es verwantworten kann, mit unserem Zweijährigen 200 km offroad die Wahiba-Wüste zu durchqueren. In jedem Reiseführer steht natürlich, dass man nur mit einem lokalen Guide in - geschweige denn durch - die Wüste fahren soll. Und daneben gibt es die Grundregel, dass man in kritisches Terrain grundsätzlich nur mit mindestens 2 Fahrzeugen fährt. Ich versuche immer, so etwas nicht emotional, sondern rational zu beantworten, in dem ich alle verfügbaren Informationen und Statistiken zusammen trage. Letztlich hielt ich es für verantwortbar. Wir haben etwas Wüstenerfahrung, ein Satellitentelefon hatten wir dabei, 2 Navis mit Tracks durch die Wüste auch (inklusive Notebook sogar 3), Kompressor, Schaufel, Erste-Hilfe-Set, Medikamente, über 30 Liter Wasser/Getränke und ausreichend Essen hatten wir ebenfalls im Auto. In der Wahiba gibt es auch relativ viele Brunnen und Beduinen. Unter dem Strich müsste da schon sehr viel schief gehen, bevor wirklich bedrohliche Situationen entstehen. Ich will das ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfehlen und andere mögen zu einer anderen Einschätzung kommen. Für mich würde ich die Entscheidung wieder so treffen. Für andere Wüsten würde die Entscheidung ggf. anders ausfallen.
Track (GPX gezippt, 24.518 Punkte, 0,53 MB)
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